Swiss Insights C-Level TALK – Digitalethik – Zerstörerische versus integrative Kraft von KI

Swiss Insights hat am 26. August 2024 zum zweiten Mal den C-Level TALK zum Thema Digitalethik durchgeführt. Swiss Insights Präsident Stefan Langenauer weist darauf hin, dass mit diesem Format bewusst das C-Level angesprochen wird, weil die Data Scientists die Unterstützung ihrer Vorgesetzten brauchen, um sich im Alltag mit digitalethischen Fragen auseinandersetzen zu können. Diese Auseinandersetzung kostet, ist aber eine Investition in ein rasant wachsendes Geschäftsfeld.

Auch dieses Geschäftsfeld wird vom Gesetzgeber reguliert. Wenn sich die Anbieter seriös mit den ethischen Fragestellungen darin auseinandersetzen und sich selber ein Framework geben, wird die Regulierung weniger strikt sein als bei Wildwestmethoden; die Regulierung wird dann die notwendigen Spielräume lassen, so dass Innovation entstehen kann.

Stefan Langenauer gratuliert BSI und der Schweizerischen Post, dass sie sich einen Codex gegeben haben und nun Träger des Data Fairness Labels sind.

Jean-Daniel Strub, ethix – Lab für Innovationstechnik, gibt uns in seinem Referat ethische Gedankenanstösse zum Mehrwert von KI auch in sensiblen Bereichen und erklärt, weshalb sich der Konsens etabliert hat, dass digitale Technologien ergänzend zu menschlicher Präsenz sinnvoll, ein vollständig ersetzender Einsatz jedoch zu vermeiden ist. Er erwähnt unter anderem folgende Punkte für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI aus ethischer Sicht:

  1. Differenzierter Blick auf Risiken und Chancen
  2. Transparenz und Verständlichkeit («Black Box»-Problematik, Potenzielle Fehleranfälligkeit von KI, Lösungsansatz: «Human in the Loop» oder «Human on the Loop»)
  3. Menschlichkeit und Empathie: Nicht nur «Ersatz» des Menschen, sondern v.a. Verlust an Kompetenzen und Fertigkeiten
  4. Diskriminierung und Biases (Verzerrungen) in den Algorithmen (Achtsamkeit zwingend auf Qualität der Trainingsdaten, Erfordernis der Transparenz)
  5. Normierung und Normalisierung
  6. Zugang zur Technologie: Vermeiden von KI-Zwei-Klassen-Gesellschaft

Christof Bühler, Supercomputing Systems AG, zeigte uns eindrücklich anhand seines Fallbeispiels, warum der Güterzug im Gotthardtunnel trotz KI entgleiste. Zusammenfassend hält er fest: KI ist nicht intelligent… aber nützlich! Erfolgreiche KI-Projekte erfordern:

  1. Klare Anwendungsfälle mit Zusatznutzen
  2. Hochwertige & grosse Datenbestände
  3. Ethische Freigabeverfahren
  4. Einbezug der Stakeholder

und eine realistische Erwartungshaltung – es dauert nämlich oft länger als erwartet!

Christina Meyer, Die Schweizerische Post, erklärt, wie man dank Skills und Einbezug die Angst vor
KI & Co. nimmt und so zu fairen Lösungen kommt. Sie erklärt, was die Post unternimmt, um die
Akzeptanz und den kompetenten Umgang der Mitarbeitenden mit den neuen Technologien
zu fördern:

  1. Man muss sich Zeit nehmen, für Learnings & Initiativen
  2. Man muss überhaupt wissen, dass diese Learnings existieren & wo ich man sie findet
  3. Vorgesetzte müssen überzeugt sein und die Mitarbeitenden motivieren
  4. Und was gestern galt, ist heute vielleicht schon wieder ein bisschen anders…

Chris Rusche, BSI, setzt sich mit dem Thema auseinander, warum KI im
Kundendialog sinnvoll ist und weshalb Kundenkommunikation eine Chance und keine Bürde ist.
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz kann bei der Kommunikation mit dem Kunden einen
deutlichen Mehrwert liefern und sogar die persönliche Interaktion aufwerten.

Dr. André Dinter, Digital Learning Hub Sek II, erläutert die Herausforderungen, vor denen die Schulen aufgrund des Einsatzes von KI stehen. Er stellt sich folgenden Fragen:

  1. Wie kann ethisch verantwortliches Handeln in der Schule vermittelt werden?
  2. Ist die vertiefte Auseinandersetzung mit Lerninhalten etwas Gestriges?
  3. Ist interaktives Lernen mit Menschen im Klassenverband immer noch lernförderlich?
  4. Müssen Leistungserhebungen mit oder ohne KI neu gedacht werden?

Klar ist: Die Disruption ist auf allen Ebenen angekommen: Analoges und Digitales wachsen zusammen.

Fazit aus Sicht der Referierenden:
🔑 Es braucht den Zugang zu KI auf allen Ebenen
🔑 Es braucht eine öffentliche Debatte, die sich mit ethischen Aspekten auseinandersetzt
🔑 KI soll (auch in Schulen) als Hilfsmittel zur Zielerreichung genutzt werden können
🔑 Anwender sollen wissen, wie KI eingesetzt und wie damit umgegangen werden kann
🔑 es wäre gut, wenn KI gesetzlich Open Source gemacht würde

Vielen Dank Jean-Daniel Strub, Christof Bühler, Christina Meyer, Chris Rusche und Dr. André Dinter für die inspirierenden Referate sowie Charlotte Malz für die hervorragende Moderation.

Danke an die Eventpartner

Ein grosses Dankeschön geht an unsere Eventpartner BSI und Die Schweizerische Post und an alle Teilnehmenden!

Präsentationen

Die freigegebenen Präsentationen werden in Kürze aufgeschaltet:

  • Mit uns, nicht statt uns
    Ethische Gedankenanstösse zum Mehrwert von KI auch in sensiblen Bereichen
    – Jean-Daniel Strub
    (Download Präsentation)
  • KI ist nicht intelligent… aber nützlich! – Christof Bühler
    (Download Präsentation)
  • Angst nehmen vor KI & Co. – Christina Meyer
    (Download Präsentation)
  • Von, trotz, ohne KI lernen? – Dr. André Dinter
    (Download Präsentation folgt in Kürze)

Swiss Insights TALK – Insights generieren mit AI: Möglichkeiten und Grenzen

Am ausverkauften Swiss Insights Talk zum Thema «#Insights generieren mit #AI: Möglichkeiten und Grenzen» haben wir gelernt, dass…

💡Migros dank eines komplexen Recommender Systems rund 2 Mio. personalisierte Recommends ausspielen kann, das Instandhalten eines solchen Systems aber anspruchsvoll ist
💡  Die Bodennutzung und -bedeckung mit Millionen von Stichprobenpunkten mithilfe von AI ausgewertet wird, was bei hoher Qualität eine grosse Zeitersparnis ist
💡 die automatisierte Klassifizierung offener Kommentare bei klassischen Marktforschungsstudien eine grosse Zeitersparnis ist. Dass sich aber nicht alle Themenbereiche für eine Automatisierung gleich gut eignen
💡 «Silicon Samples» für Pretests oder zur Stimuli-Generierung durchaus ihre Berechtigung haben, es für Hauptstudien aber sehr wohl kritische Punkte gibt.

Fazit
🔑 KI bildet eine Hilfe bei repetitiven Aufgaben
🔑 KI ist in der Praxis ressourcenintensiv
🔑 Der Mensch muss ein zentrales Element in diesem Prozess bleiben, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Vielen Dank Sven Kohler (Migros-Genossenschafts-Bund), Gillian Milani (Bundesamt für Statistik BFS), Maurice Gonzenbach (Caplena), Simon Bühler (Swisscom) und Steffen Mueller (ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) für die inspirierenden Referate sowie Irina Brandenberger für die hervorragende Moderation.

Danke an die Eventpartner

Ein grosses Dankeschön geht an unsere Eventpartner CaplenaGIM Suisse AGintervista AG Marketagent.com Schweiz AG und TX Group AG und an alle Teilnehmenden!

Präsentationen

Die freigegebenen Präsentationen werden in Kürze aufgeschaltet:

  • ML für personalisiertes Einkaufserlebnis – Sven Kohler
    (Präsentation nicht verfügbar)
  • Arealstatistik Deep Learning: Zuverlässigkeit & Anwendbarkeit – Gillian Milani
    (Download Präsentation)
  • Quantifizierung offener Nennungen durch LLMs – Maurice Gonzenbach und Simon Bühler
    (Präsentation auf Anfrage)
  • Können LLMs Probanden ersetzen? – Prof. Dr. Steffen Mueller
    (Download Präsentation)