Panel + Geoanalysen = Erkenntnisgewinn

Als Marktforschungsunternehmen ist es für LINK von grösster Bedeutung, dass das Panel eine hohe Repräsentativität aufweist, die für valide und stabile Ergebnisse steht. Die Volvo Car Switzerland AG hat im Frühjahr 2021 eine schweizweite Studie mit 1’047 Befragten durch das LINK Panel in Auftrag gegeben. Im gleichen Zug beauftragte Volvo einen externen Partner – Crosswind – mit Geoanalysen, weshalb auch einige Fragebogeninhalte vorgängig auf diese Analysen abgestimmt wurden. Vor dem Start der Geoanalysen wurden die durch LINK erhobenen Umfragedaten durch Crosswind eingehend geprüft und mit externen Daten validiert.

Diese Validierung hatte das Ziel, sicherzustellen, dass die Ergebnisse der Geoanalysen durch Crosswind auch auf einer detaillierten geographischen Ebene, wie z.B. den Kantonen, verlässliche und belastbare Ergebnisse liefern. Da die Fallzahlen auf diesen Ebenen in der Regel sehr gering sind und oft gar keine Informationen in Form von Interviews vorliegen, beeinflussen einzelne Aussagen das Ergebnis stark. Die Repräsentativität ist daher von besonderer Bedeutung, da nur auf ihrer Basis auch bei geringer Fallzahl regional spezifische Erkenntnisse gewonnen werden können.

Die externe Validierung durch Crosswind hat bei der Auftraggeberin grosses Vertrauen in die Repräsentativität des LINK Panels geschaffen, wie Beat Fritschi, Business & Retailer Development Director bei Volvo betont: «Bei der durch Crosswind durchgeführten externen Validierung wurden Ergebnisse aus der Umfrage von LINK und öffentlich zugängliche Daten zum Fahrzeugmarkt gegenübergestellt. Das Resultat dieses Vergleichs hat gezeigt, dass die Ergebnisse der LINK-Umfrage auch auf sehr detaillierter räumlicher Ebene repräsentativ sind. Dies hat unser Vertrauen in die weiteren Umfrageergebnisse verstärkt.»

Hohe Repräsentativität durch aktiven Rekrutierungsansatz

LINK verfolgt verschiedene Massnahmen, um die Repräsentativität ihres Panels zu gewährleisten. Repräsentativität bedeutet, dass jedes Element der Grundgesamtheit (d.h. alle potenziell Befragten) eine eindeutig definierte und von Null verschiedene Wahrscheinlichkeit besitzt, in die Stichprobe aufgenommen zu werden («Zufallsauswahl»). Nur repräsentative Stichproben stellen ein wirklichkeitsgetreues Abbild der Grundgesamtheit dar und erlauben eine Verallgemeinerung des Ergebnisses auf die Grundgesamtheit (marktforschung.de).

LINK nutzt einen speziellen Rekrutierungsansatz, bei dem das Panel zu 100 % aktiv über telefonische Studien mit Festnetz- und Mobilnummern rekrutiert wird. Zum einen kann hiermit sichergestellt werden, dass es sich bei den Befragten um echte Personen handelt (direkte Verifizierung am Telefon), zum anderen kann so ein Grossteil der Bevölkerung erreicht werden. Jede Person hat folglich dieselbe Chance (oder zumindest eine bekannte Chance), ins Panel aufgenommen zu werden. Ausserdem ist die Hemmschwelle für Mehrfachanmeldungen höher und Mehrfachteilnehmende können einfacher ausgeschlossen werden.

Zusätzlich nutzt LINK verschiedene Massnahmen, um Verzerrungen durch Selektionsprozesse oder Nichtteilnahmen entgegenzuwirken – beispielsweise Speeder-Identifikation, Qualitäts-Flagging bei auffälligem Antwortverhalten oder Tracking wichtiger KPIs und Feedback zur Gestaltung angenehmer Fragebögen und Ausfülldauer.

Validierungsprozess anhand von Geodaten am Beispiel von LINK und Crosswind

Die externe Validierung anhand von Geodaten besteht darin, die Repräsentativität eines Panels aufgrund seiner räumlichen Verteilung zu überprüfen. Eine hohe Repräsentativität zeichnet sich dadurch aus, dass unter anderem auch im Rekrutierungsprozess unkontrollierte Merkmale korrekt beziehungsweise bevölkerungsrepräsentativ abgebildet werden. 1’000 Befragte stellen eine gute Grundlage dar, um auf nationaler Ebene sowie differenziert nach den Sprachregionen Deutschschweiz, Westschweiz und Tessin solide und belastbare Ergebnisse zu liefern. Bei geographischen Analysen auf detaillierteren räumlichen Skalenebenen wie der Kantons- oder der Bezirksebene verringern sich jedoch die Fallzahlen regional teilweise stark, wodurch sich Verzerrungen in der Stichprobe bzw. nicht zufriedenstellende Repräsentativität schneller auf die Validität eines regionalen Ergebnisses auswirken.

Im Folgenden wird der Ablauf der Validierung der Daten, die LINK im Rahmen der Umfrage für Volvo erhoben hat, aufgezeigt:

  • Zunächst wurde der Marktanteil pro Automarke am gesamten Fahrzeugbestand untersucht. Hierfür wurde als erste Kennzahl der reale Anteil jeder Automarke pro Kanton (Stand: September 2021) berechnet; dies auf der Grundlage der öffentlich zugänglichen Fahrzeugmarktdaten des Bundesamtes für Strassen ASTRA. Als zweite Kennzahl wurde der Anteil jeder Automarke pro Kanton der 1’047 Umfrageteilnehmenden betrachtet. Diese zweite Kennzahl zeigt also, wie hoch der effektive Marktanteil der Automarken unter den Umfrageteilnehmenden ist.
  • Die Übereinstimmung dieser beiden Kennzahlen (realer Marktanteil vs. Marktanteil laut Studienteilnehmenden) kann als Mass für die Repräsentativität der Umfrage interpretiert werden.

Für die Automarke Volvo beträgt die Abweichung weniger als 5 Prozentpunkte über alle Kantone hinweg, bei BMW und VW existiert eine Abweichung von höchstens 15 Prozentpunkten bei kleineren Fallzahlen. Den einzigen Ausreisser bildet BMW im Kanton Appenzell Innerrhoden, was mit einer Fallzahl von nur 2 Befragten jedoch leicht zu erklären ist. Ein Zusammenhang zwischen der Fallzahl und den Abweichungen wird in Abbildung 1 visualisiert. Ab einer Fallzahl von etwa 15 Befragten liegt die Differenz bei ca. 7 Prozentpunkten oder weniger, und ab ca. 40 Befragten bei 5 Prozentpunkten oder weniger.

Die Resultate der Validierung zeigen folglich, dass die Abweichungen verhältnismässig klein sind, auch bei kleinen Fallzahlen. Dies ist überraschend, insbesondere auch deshalb, da die Umfrage für die Analysen nicht gewichtet wurde. Dies stützt das Argument der Repräsentativität der Umfrage auf der räumlichen Skalenebene «Kanton».

Abbildung 1: Dargestellt ist auf der Y-Achse die Differenz pro Kanton zwischen realem Marktanteil und Anteil der Marken unter den Studienteilnehmenden und auf der X-Achse die Anzahl Befragte pro Kanton. Die rote durchgezogene Linie markiert 0 Prozentpunkte Abweichung. Die gestrichelte rote Line markiert +/- 5 Prozentpunkte Abweichung. Insgesamt zeigen die Ergebnisse eine sehr hohe Übereinstimmung zwischen Umfrageergebnissen und (öffentlich zugänglichen) realen Daten auf. Ausreisser entstehen vereinzelt durch sehr kleine Fallzahlen. Bereits ab einer Fallzahl von etwa 15 Befragten liegt die Differenz bei kleiner gleich 7 Prozentpunkten.

Bedeutung von regionaler Betrachtung der Markenloyalität für Volvo

Im nächsten Schritt nach der oben beschriebenen Validierung wurde erneut der Anteil der Automarken unter den 1’047 Studienteilnehmenden verwendet. Neu wurde diese Kennzahl nun aber der zusätzlich in der Umfrage erhobenen Markenpräferenz gegenübergestellt. Die Studienteilnehmenden gaben hier an, welche Automarken sie bei einer möglichen Neuanschaffung innerhalb der nächsten drei Jahre präferieren. Die Übereinstimmung des Marktanteils und der Markenpräferenz wurde als Markenloyalität interpretiert, da eine Übereinstimmung bedeutet, dass eine Person eine Automarke besitzt und diese auch künftig präferieren würde (oder nicht besitzt und auch zukünftig nicht präferiert).
Eine differenzierte regionale Betrachtung der Markenloyalität und Markenpräferenz ist in Zeiten von Unsicherheit und schnellen Veränderungen im Automobilsektor von grosser Bedeutung. Durch die Studie kann die Markenloyalität auf den Prüfstand gestellt und ein besseres Verständnis für (potenzielle) Kundinnen und Kunden gewonnen werden.

Die Resultate in Tabelle 1 zeigen, dass die Markenloyalität für Volvo regional variiert und im Durchschnitt bei 83 % liegt, wobei sie in Zug mit 64 % am niedrigsten und in Genf mit 94 % am höchsten ist. Diese Resultate sprechen einerseits für eine hohe Markenloyalität der Volvo-Kundinnen und -Kunden (auch im Vergleich zu anderen Marken, was in diesem Artikel jedoch nicht weiter beleuchtet wird), betonen aber andererseits auch, in welchen Regionen mit niedriger Markenloyalität Potenziale oder Notwendigkeiten für eine Neupositionierung bestehen. Eine Möglichkeit kann in der veränderten Nutzung der Vertriebskanäle und somit in der Kundenansprache bestehen. In der Umfrage wurde hierzu unter anderem die Bereitschaft der Befragten für einen Direktvertrieb durch den Online-Kauf von Neuwagen erhoben. Mit den Ergebnissen konnte Volvo ihre Strategie zum Direktvertrieb überprüfen, weiterentwickeln und bereits mit ersten Erfolgen (erste Online-Bestellungen von Neuwagen) in die Tat umsetzen.

Tabelle 1: Gezeigt wird der Anteil der Übereinstimmung bei den Befragten von Markenpräferenz und Besitz dieser Marke (Erst- und/oder Zweitwagen) pro Kanton (Fit Besitz & Präferenz) – auch Markenloyalität. Nicht berechenbar ist dieser Wert, wenn in einem Kanton für keine der Befragten Informationen zu Markenpräferenz und/oder Besitz existieren, z.B. durch das Ankreuzen der Antwortoption «weiss nicht / keine Angabe». Wie gut der Besitz von Volvo zur Markenpräferenz von Volvo passt, variiert regional. Meist liegt die Markenloyalität um die 80%.

Repräsentativität LINK Panel und neue Erkenntnisse durch Geoanalysen von Crosswind

Abschliessend lässt sich durch die gezeigten Resultate festhalten, dass die Volvo Car Switzerland AG dank den Umfrageergebnissen in Kombination mit den Geoanalysen neue Erkenntnisse hinsichtlich der aktuellen Marktgegebenheiten und der Präferenzen ihrer Kundinnen und Kunden gewinnen konnte. Die regional differenzierten Einsichten konnten zur Weiterentwicklung und Schärfung der Markenstrategie zur künftigen Netz-Entwicklung sowie für die (geografische) Optimierung ihrer Vertriebskanäle genutzt werden.

Grundlage dafür ist die sehr gute Repräsentativität des LINK Panels, was die Validierung der Umfrageergebnisse gezeigt hat: Trotz kleiner Stichprobengrösse werden auch nicht kontrollierbare Merkmale wirklichkeitsnahe (räumlich) abgebildet.

Tabelle 2: Differenz in Prozentpunkten Marktanteil Real vs. Marktanteil LINK pro Kanton

Dr. Verena Mack
Senior Research Consultant Marketing Research LINK

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Eve Degen
Director Data Services & Panel LINK

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Dr. André Bruggmann
Co-CEO Crosswind & Geospatial Solutions Expert

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Swiss Insights News #8

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Jederzeit auskunftsfähig: Die Vorteile eines kontinuierlichen Marken- bzw. Werbetrackings

Ein falsch gewähltes Kampagnensujet, ein ungünstig formulierter Tweet oder eine strategische Änderung der Markenausrichtung – schon öffnet sich die Büchse der Pandora für einen potenziellen Imageschaden. Doch wie lange hält ein solcher Imageschaden an? Wann ist die Marke wieder auf wünschenswertem Niveau?

Oder von der erfreulichen Seite betrachtet: Die neue Kampagne ist ein wahrer Erfolg, die Kund:innen sind glücklich, neue Konsument:innen und neue Käufer:innen sind gewonnen. Wie lange kann eine Marke von einer erfolgreichen Kampagne profitieren?

Natürlich liefern Absatzzahlen oftmals Informationen über die aktuelle Performance einer Marke. Jedoch ist die reine Betrachtung von Verkaufs- und Marktanteilen meist auch mit Wissenslücken verbunden, da sie oft mit Promotionen einhergehen, welche auch kontraproduktiv für das Markenimage sein können. Daher hat LINK in Kooperation mit der Universität Luzern und dem Institut für Marketing & Analytics (IMA) im September 2021 den Swiss Brand Observer (SBO) lanciert. Insgesamt erhebt der SBO 26 relevante Grössen zur Markenwahrnehmung (z.B. KPIs zum Purchase Funnel, Image-Dimensionen, Zufriedenheit und Weiterempfehlung) und ergänzt diese mit der aktuellen Online- und Offlinewerbewahrnehmung. Somit ergibt sich ein umfassendes, kundenbezogenes Abbild der Marke – und dies wochenaktuell. Die Wahrnehmung medialer Ereignisse – sei es in Form von Kampagnen oder Medienberichten – kann praktisch live mitverfolgt werden. Einerseits wird evaluiert, ob diese wahrgenommen werden, und andererseits inwiefern diese einen möglichen Einfluss auf andere Markenattribute haben. Dies ist insbesondere für die jeweiligen Geschäftsbereiche Marketing, Strategie und Branding relevant, um die eigene Marke besser zu beobachten, zu steuern und zu entwickeln. Zudem haben Kundinnen und Kunden nicht nur Einblick in ihre eigene Marke, sondern auch in alle anderen erhobenen Marken im SBO. Dies erlaubt ihnen, ihre Analysen nicht nur in ihrem «engen» Konkurrenzfeld zu betrachten, sondern sie haben nun die Möglichkeit, sich jeweils mit dem «Best In Class» zu vergleichen.

Ein wissenschaftlich validiertes Brand Tracking

Dem SBO liegt ein in der Schweiz einzigartiges Studiendesign zu Grunde: LINK hat dieses in Kooperation mit der Universität Luzern und dem Institut für Marketing & Analytics konzipiert. Der SBO basiert auf dem seit vielen Jahren etablierten Customer-Based Brand Equity-Ansatz (CBBE), welcher von vier Dimensionen ausgeht (Aaker, 1996 | Keller, 1993):

Die Dimension Markenbekanntheit bezeichnet die Verankerung der Marke bei Konsumentinnen und Konsumenten, welche wiederum auch die Wahrnehmung und Einstellung zur Marke beeinflussen kann (Aaker, 1996). Hingegen bezeichnet die Markenloyalität das positive Denken über die Marke und ob infolgedessen die Marke wiederholt genutzt wird (Keller, 1993). Loyale Konsumentinnen und Konsumenten sind auch bereit, einen Aufpreis für diese Marke zu bezahlen (Mehrzahlungsbereitschaft). Image-Komponenten einer Marke werden wiederum in der Dimension Markenassoziationen/Markenimage erhoben. Aus diesen ziehen Konsument:innen resp. Kund:innen ihren emotionalen Nutzen (Markenpersönlichkeit) und Assoziationen werden in den
Köpfen geschärft, damit die Zielgruppe die Marke von anderen Marken differenzieren kann. Dies ist unabdingbar für eine Marke, wenn sie nachhaltig erfolgreich sein will (Aaker, 1996). Abgrenzend zu den Assoziationen/zum Image bezeichnet die Markenqualität die Wahrnehmung der Qualität einer Marke bezogen auf deren produktbezogene, funktionale und erlebnishafte Eigenschaften (Keller 1993). Auch neuere Forschungsarbeiten zeigen, dass CBBE-Grössen auf Kundenakquisition, Kundenbindung oder Erhöhung der Gewinnmargen einen Einfluss haben (Stahl et al., 2012 | Slotegraaf & Pauwels, 2008). Zudem wurde der SBO in einer kürzlichen Untersuchung empirisch validiert (Naan et al., 2023).

Grafik 1: «Customer-Based Brand Equity» als Grundlage für die Konzeptualisierung des Swiss Brand Observers

Um genügend valide Datenpunkte für eine Marke zu erhalten, erhebt LINK wöchentlich in acht Segmenten insgesamt n=2’000 Interviews resp. n=250 Interviews pro Woche im qualitativ hochwertigen LINK Panel. Dies summiert sich auf über 104’000 Interviews total und über 13’000 Interviews pro Marke im Jahr. Somit ist es möglich, die Markenperformance über das ganze Jahr genau zu analysieren und schnell zu handeln, sofern (un)erwünschte Bewegungen ersichtlich werden.

Damit die eigene Marke, das Konkurrenzumfeld oder der jeweilige «Best In Class» Brand einfach und schnell analysiert werden kann, sind die Daten in einem intuitiven Dashboard – mit diversen Filtermöglichkeiten wie Alter, Geschlecht, Mediennutzung etc. – abrufbar. «So besteht erstmals die Möglichkeit, Marketingausgaben der zeitlichen Entwicklung gegenüberzustellen und die Massnahmeneffektivität in einem modernen Ansatz zu analysieren. Gleichzeitig schafft das Tool Transparenz, da das dynamische Wettbewerbsumfeld bei den meisten Marken bisher weniger miteinbezogen wurde», erklärt dazu Prof. Dr. Reto Hofstetter, Professor für digitales Marketing am IMA. Ein weiterer Vorteil des Dashboards: Historische Daten seit September 2021 sind inkludiert und neue Daten werden mit wenig Aufwand hochgeladen.

Was Credit Suisse und Toblerone (nicht) gemeinsam haben

Ein konkretes Beispiel aus dem Swiss Brand Observer aus den Monaten Januar 2023 bis und mit Mitte Mai 2023 (Stichtag: 14. Mai 2023): Wir erkennen in Grafik 2 einen signifikanten Anstieg (dargestellt mit einem Pfeil nach oben) der konsolidierten Medienwahrnehmung (Konsolidierung der Online- und Offline-Werbewahrnehmung + Medienberichte) sowohl bei Credit Suisse als auch bei Toblerone im März 2023.

Grafik 2: Auszug aus dem Swiss Brand Observer (15-79 Jahre, gesamte Schweiz inkl. Tessin). Konsolidierte Medienwahrnehmung bezeichnet die Konsolidierung von Online- und Offline-Werbewahrnehmung sowie Wahrnehmung von Medienberichten.

Was ist passiert? Die effektive Übernahme der CS durch die UBS wurde im März offiziell, und auch Toblerone geriet in das Fadenkreuz der Medien, da publik wurde, dass nun sowohl das Matterhorn als auch die Aufschrift «of Switzerland» aufgrund des neuen Produktionsstandorts Slowakei schwinden müssen. Der wahrgenommene mediale Anstieg der CS erreichte im April seinen Höhepunkt und sank im Mai wieder signifikant, während bei Toblerone ein kontinuierlicher Rückgang der Werbewahrnehmung festzustellen ist.

Doch was bedeuten solche negativen Schlagzeilen für eine Marke? Bei beiden Marken lassen sich zwei komplett verschiedene Szenarien erkennen.

Hierfür wird das Beispiel der Markengrösse Grundeinstellung zur Marke (besonders positive Wahrnehmung) genutzt (Grafik 3). Während vor der medialen Berichterstattung ca. 30 % der Schweizer Bevölkerung Toblerone als besonders positiv wahrgenommen haben, sinkt dieser Anteil signifikant auf 22 % und bleibt bis Mitte Mai unverändert – trotz des signifikanten Rückgangs der Werbewahrnehmung. Bei der CS sehen wir zwar ebenfalls einen leichten Rückgang der Grundeinstellung zur Marke, jedoch war das Niveau bereits vor der Bekanntgabe der Übernahme durch die UBS vergleichsweise tief, sprich: Die CS performt zwar etwas schlechter als zuvor, jedoch ist das (negative) absolute Potenzial für Toblerone in dieser Dimension viel grösser. Da auch andere KPIs wie die Qualitätswahrnehmung oder Mehrzahlungsbereitschaft für beide Marken in diesem Zeitraum zurückgehen, haben beide Brands offensichtlich aktuell grössere Schwierigkeiten darin, ihre Marktposition bzw. -penetration auf dem Niveau vor März zu halten. Im Swiss Brand Observer kann des Weiteren verfolgt werden, ob diese Performance-Rückgänge langfristiger Natur sind und wie gross der Verlust an Markenattraktivität ist.

Grafik 3: Repräsentativer Auszug aus dem Swiss Brand Observer (15-79 Jahre, gesamte Schweiz inkl. Tessin). Die Grundeinstellung zur Marke bezeichnet die positive Wahrnehmung einer Marke.

Fazit

Für Marketeers, Brand Manager:innen sowie Strateg:innen ist es heute unabdingbar, schnell auf Veränderungen reagieren zu können – sowohl bei positiven als auch bei negativen Wahrnehmungen der Marke. Im Omnichannel-Zeitalter sind Marken einer bis dato nicht dagewesenen Wahrnehmungsintensität unterworfen, sei es durch Werbung, Medienberichte oder in den sozialen Medien. Je nach medialem Ereignis kann sich folglich in einem Fall beispielsweise die Grundeinstellung zur Marke ändern, während die Qualitätswahrnehmung stabil bleibt.

Der Swiss Brand Observer knüpft genau hier an: Veränderungen wahrnehmen und gleichzeitig verstehen, auf welche Veränderungen reagiert werden sollte. Ein jährliches Tracking wird diesem Anspruch oftmals nicht gerecht, und selbst ad hoc Projekte direkt nach einer negativen Berichterstattung sind ebenfalls zeitlich eingeschränkt, da das unmittelbare «Zuvor» nicht erfasst und das «Danach» lediglich während der Feldzeit evaluiert wird. Die Wissenslücke, wie lange ein Brand an einem potenziellen Imageschaden leidet oder wie lange eine Marke von einer gelungenen Kampagne profitiert, kann mittels eines kontinuierlichen Brandtrackers wie dem Swiss Brand Observer also geschlossen werden.

Literaturverzeichnis weiter unten

Laura Colledani

Head of Healthcare Research and Data Products LINK

laura.colledani@link.ch
+41 41 367 72 25

Die Autorin
Laura Colledani ist Head of Healthcare Research and Data Products bei LINK und hat sich auf Datenprodukte, Markenbeobachtung sowie Consulting und Insight-Storytelling spezialisiert. Dank ihrer umfangreichen Expertise generiert sie immer wieder neue innovative Lösungen und wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung von Marken.

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Literaturverzeichnis
Aaker, D.A. (1996). Measuring brand equity across products and markets. California Management Review, 38 (3).
Keller, K.L. (1993). Conceptualizing, measuring, and managing customer-based brand equity. Journal of Marketing, 57 (1).
Naan, L., Finken, D., Zogaj A., Reiser, S., & Hofstetter, R. (2023). What Do Consumers Think About Your Brand? Just Ask!. Marketing Review St. Gallen, 1/2023.
Slotegraaf, R., & Pauwels, K. (2008). The impact of brand equity and innovation on the long-term
effectiveness of promotions. Journal of Marketing Research, 45 (3).
Stahl, F., Heitmann, M., Lehmann, D. R., & Neslin, S. A. (2012). The impact of brand equity on customer acquisition, retention, and profit margin. Journal of Marketing, 76 (4).