Swiss Insights Report 2022

Wir freuen uns, Ihnen den Swiss Insights Report 2022 der Swiss Data Insights Association vorstellen zu dürfen.

Der Launch des Data Fairness Label hat die Verbands-Transformation einen beträchtlichen Schritt weiter gebracht. Damit einhergehend konnte mit dem Aufbau der Data Fairness Community ein Pendent zur Roundtable Konferenz der Institute aufgebaut werden. Sowohl für die Data Science, wie auch für die klassische Marktforschung gibt es nun ein Gefäss, in dem sich die Unternehmen themenspezifisch austauschen und die Branche weiterentwickeln können. 

Diese Vielseitigkeit findet sich auch in den Artikeln im Swiss Insights Reports 2022 wieder. Er bietet einen breit gefächerten Überblick über den Markt und zeigt auf, in welche Richtung sich die Branche entwickelt.

Im letzten Drittel finden Sie eine Übersicht aller Member, einige stellen darin ihre  Dienstleistungen ausführlich vor. 

Wir wünschen eine spannende Lektüre!

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Data Science küsst Marktforschung voller Energie

Für eine professionelle und aktive Marktbearbeitung im Privatkundenbereich sind auch Energieversorgungsunternehmen (EVU) auf Geo- und Konsumdaten angewiesen. In aller Regel verfügen Energieversorger über entsprechende Informationen aber höchstens für ihr eigenes Versorgungsgebiet, bzw. für einen Teil ihrer privaten Stromkunden. Aus diesem Grund haben das Schweizer Marktforschungsinstitut LINK und die Data-Science-Spezialisten von Novalytica gemeinsam den EVU Marktatlas B2C konzipiert und 2022 erstmals umgesetzt. Das Studienkonzept basiert auf Expertengesprächen und Fachinputs aus der Branche, berücksichtigt Befragungs- und öffentlich zugängliche Sekundärdaten und bietet auf dieser Grundlage mikrogeografische Analysemöglichkeiten.

Methodischer Ansatz

Die Studie basiert auf der Hochrechnung einer umfangreichen Primärdatenerhebung auf die gesamte Schweiz. LINK führte im vierten Quartal 2021 eine Befragung von mehr als 10’000 Privatkunden im Alter zwischen 18 und 79 Jahren in der Schweiz durch, die auf Basis von Region, Alter und Geschlecht quotiert wurde und deren Stichprobe damit an der Bevölkerungsverteilung gemäss Bundesamt für Statistik ausgerichtet ist. Das Beantworten des Fragebogens dauerte ca. 10 Minuten und beinhaltete diverse Themen rund um die Einstellung gegenüber Energiethemen, der Marken- und Kundenwahrnehmung von Energieversorgern und dem Potenzial von Energieprodukten. Novalytica kombinierte alsdann eine Vielzahl öffentlich verfügbarer Geodaten.

Neben Daten des Bundesamtes für Statistik, des Gebäuderegisters, des Handelsregisters oder kantonaler Geoportale umfasste diese Recherche auch online verfügbare Quellen wie Immobilieninserate. Neben Datenpunkten zur Wohnsituation (u. a. Gebäudetyp, Baujahr, Renovationen, Preis-/Mietniveau, Grösse), welche bei Fragen rund um Energie zentral sind und gleichzeitig einiges über die Haushalte preisgeben, sind auch Datenpunkte zur Soziodemographie (u. a. Alter, Haushaltsgrösse, Anteil Nicht-Schweizer) auf Ebene Hektar vorhanden. Die aus diesen Quellen kombinierten Daten werden aufbereitet und können so jeder Strasse und Adresse aus den Befragungsdaten zugeordnet werden.

Die Ergebnisse der Privatkundenbefragung wurden anschliessend mit den Geodaten verbunden. Mittels der Machine-Learning-basierten Modellierung Gradient Boosting werden die Survey-Antworten auf Gemeinde- und Hektarebene hochgerechnet. Das Modell ermittelt Zusammenhänge zwischen den einzelnen Variablen und erstellt basierend darauf eine Schätzung. Korreliert beispielsweise die durchschnittliche Haushaltsgrösse oder der Anteil Einfamilienhäuser mit der Wechselwahrscheinlichkeit, wird dies vom Modell berücksichtigt. Zur Illustration des Vorgehens zeigt Abbildung 1 beispielhaft das Resultat eines Modells für die Schätzung der Wechselbereitschaft privater Stromkunden aggregiert auf Gemeindeebene.

Abbildung 1: Modellierte Wechselaffinität auf Ebene Gemeinde

Qualitätsaspekte bei öffentlich zugänglichen Daten und der Modellierung

Ein wesentlicher Teil der genutzten Sekundärdaten stammt von offiziellen Quellen wie dem BfS, was eine hohe Datenqualität sicherstellt. Allerdings haben diese oft einen Time Lag: So sind verschiedene Datenquellen dort derzeit nur Stand Ende 2019 verfügbar. Angesichts der sich in Immobilienbestand und Bevölkerung vergleichsweise langsam entfaltenden Veränderungen über die Zeit hinweg dürfte dies die Aussagen aber nicht wesentlich beeinflussen. Zudem wurden aktuelle Online-Quellen genutzt und im Hintergrund automatisch aktualisiert, um gleichzeitig maximale Abdeckung und bestmögliche Datenaktualität zu erreichen.

Befragungs- und öffentliche Datenquellen wurden, wenn möglich, über die genaue Hausnummer verbunden, ansonsten mit Durchschnittswerten für die Strasse. Nur Observationen mit Strassenangabe flossen in die Modellierung ein. Nach dem gängigen Vorgehen bei der Entwicklung von Machine-Learning-Modellen wurden sogenannte Test-Stichproben gebildet, welche zur Qualitätsprüfung eines Modells verwendet werden und verhindern, dass ein Modell nur innerhalb der Stichprobe gute Resultate liefert. Dieser Prozess wurde aus Qualitätsgründen mehrmals durchlaufen.

Analysemöglichkeiten im EVU Marktatlas 2022

Die Ergebnisse werden in einem selbst zu bedienenden Datenportal zur Verfügung gestellt, das online im Browser, d.h. ohne eine lokale Installation, abrufbar ist. In das Datenportal fliessen sowohl die deskriptiven Befragungsergebnisse, als auch die modellierten und auf geografische Einheiten extrapolierten Indikatoren mit ein.

Bei der mikrogeografischen Analyse im Rahmen der Studie ist es möglich, Hochrechnungen bis auf Hektar, Gemeinde oder Versorgungsgebiet zu fahren. Die entsprechenden Analysen zu Wechselbereitschaft, Marktpotenzialen für Energieprodukte oder Markenbekanntheit zeigen, dass es zwar klare regionale Unterschiede gibt, diese sich in der Regel aber nicht homogen über Versorgungsgebiete oder Gemeinden verteilen. Bei der Bewerbung gewisser Leistungen wie beispielsweise Wärmepumpen oder Photovoltaik macht es demnach Sinn, eine differenzierte Marketing- und Vertriebsstrategie umzusetzen, um sich auf besonders erfolgversprechende regionale Zielgruppen zu konzentrieren – dies verspricht mehr Effektivität und Effizienz.

Abbildung 2: Lokale Potenziale für Premium-Stromprodukte in der Stadt Bern

Abbildung 2 zeigt eine Beispielauswertung in Form einer regionalen Hektaranalyse für die Stadt Bern hinsichtlich des Marktpotenzials für Premium-Stromprodukte. Eine differenzierte Marketingstrategie, auch im Hinblick auf geografische Merkmale, kann so nachhaltig geplant und begründbar verfolgt werden.
Die geografische Extrapolation von Befragungsdaten mittels Datenanreicherung von grossen, öffentlich zugänglichen Sekundärdatenquellen und auf Machine Learning basierten Korrelationsmodellen ist eine spannende Weiterentwicklung klassischer Marktforschungs-Studiendesigns. Durch die Kombination von Meinungs- und Einstellungsdaten mit Strukturdaten profitieren schlussendlich beide Datenquellen, da sie sich erkenntnistheoretisch gegenseitig anreichern.

Die Einsatzmöglichkeiten dieses Ansatzes sind in dieser Form auf Branchen und Business Cases beschränkt, für welche eine geografische Analyseperspektive relevant ist. Im besten Fall kann er aber auch einen Ausblick darstellen, wie die klassische Marktforschung im Zeitalter immer grösserer, automatisierter Datenströme eine relevante Rolle spielen kann.

Stefan Reiser

Mitglied der Geschäftsleitung und Managing Director für Marketingforschung, LINK

stefan.reiser@link.ch

David Sanchez

Director für Energiemarktforschung, LINK

david.sanchez@link.ch

Dr. Thomas Spycher

Partner, Novalytica

thomas.spycher@novalytica.com

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Swiss Insights News #07

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SWISS INSIGHTS lanciert DATA FAIRNESS Label

Im Rahmen eines Hybrid-Events am 12. Januar von SWISS INSIGHTS zum Thema «Ethik & Data Insights» stellten sich renommierte Persönlichkeiten den herausfordernden Fragen rund um das Thema «Ethik & Data Insights – eine ungelöste Herausforderung?». Die Digitalisierung öffnet der Wirtschaft und der Gesellschaft neue Möglichkeiten. Daten können nicht nur in Echtzeit gesammelt, sondern auch für strategische Zwecke verwendet werden. Das wirft unweigerlich Fragen nach dem ethischen Umgang mit den Daten auf.

SWISS INSIGHTS präsentiert mit dem Label DATA FAIRNESS einen Lösungsansatz.

Digitale Ethik ist mehr als nur ein Trend – sie ist wirtschaftlich und gesellschaftlich von hoher Relevanz. Welche Werte hinter einer Software, hinter KI oder Applikationen stecken, ist von zentralem Interesse. Unternehmen müssen deshalb eine Strategie entwickeln, wie sie das Thema angehen und behandeln. Das Schlagwort ist Transparenz. Um dieses wichtige Thema zu diskutieren, lud der Verband SWISS INSIGHTS Expertinnen und Experten ins Landesmuseum Zürich.

Data Science und Marktforschung: Braucht es einen Rahmen für digitales Vertrauen?

Monique Morrow, u.a. President and co-founder of Humanized Internet, erläuterte, weshalb der ethische Umgang mit Daten im Zusammenhang mit der Marktforschung relevant ist. Die Schnittmenge zwischen Data Science und Marktforschung wirft mehrere Fragen im Zusammenhang mit dem Umgang mit Daten auf. Data-Mining-Techniken haben durchaus das Potenzial, Vertrauen und Privatsphäre zu untergraben. Unternehmen müssen sich Gedanken machen, wie eine faire Nutzung und ein fairer Umgang mit Daten umgesetzt werden können. Monique Morrow warf die Frage auf, ob wir einen Rahmen für digitales Vertrauen und eine faire Nutzung von Daten entwickeln können.

Wie gelingt Unternehmen ein fairer Umgang mit Daten ohne Innovation zu verhindern?.

Cornelia Diethelm, Expertin für Digitale Ethik und Gründerin des Centre for Digital Responsibility, beleuchtete kritische Fragen, die sich Unternehmen im Umgang mit Daten stellen müssen. Unternehmen nutzen Big Data und neue Technologien, um Kosten zu reduzieren und die Customer Experience zu verbessern. Viele Menschen sehen die Vorteile der Digitalisierung. Gleichzeitig fürchten sie sich vor dem Kontrollverlust an den eigenen Daten sowie vor manipulativen Praktiken von Unternehmen. Es stellt sich die grosse Frage: Wie können Unternehmen darauf reagieren? Und welche der neuen Möglichkeiten sollten sie bewusst nicht nutzen, weil sie mit bestehenden Werten wie Fairness, Schutz der Privatsphäre oder Nichtdiskriminierung in Konflikt geraten?

Unternehmen, die am digitalen Wandel partizipieren wollen, müssen sich früher oder später mit dem Thema Transparenz und Digitale Ethik auseinandersetzen. SWISS INSGHTS präsentiert mit dem Label DATA FAIRNESS ein Instrument, welches Unternehmen hilft, sich strukturiert mit Daten und Datensätzen zu befassen und ihre Prozesse transparent zu dokumentieren. Firmen, die das Label tragen, bekennen sich zu einem transparenten Umgang mit Daten und motivieren ihre Mitarbeitenden damit, sich aktiv mit digitaler Ethik zu befassen.

Mehr zum Anlass: https://swiss-insights.ch/insights-events/ethikdatainsights/

Zum Label

Das Label Data Fairness by SWISS INSIGHTS steht sowohl inländischen wie auch ausländischen Unternehmen zur Verfügung.

Mit dem Label zeigen Sie, dass sich Ihr Unternehmen oder Ihre Abteilung für den transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit der Bearbeitung und Analyse von grossen Datenmengen verpflichtet.

Mehr dazu: Website und Flyer

Kontakt
info@swiss-insights.ch
+41 350 19 60